Robert Bickard
Institut C.G.T. Alsace d'Histoire Sociale
16, boulevard de la victoire
F-67000 Strasbourg
Frau Ministerin
Dr. Annette Schavan
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg
Schlossplatz 4
70173 Stuttgart
Betreff: Realschullehrer Michael Csaszkóczy
Sehr geehrte Frau Ministerin Schavan,
wie wir aus der Presse und privaten Mitteilungen erfahren, soll unser Heidelberger Freund und Realschullehrer Michael Csaszkoczy nicht zum staatlichen Schuldienst zugelassen werden. Begründet wird dies mit einer bloßen Verdachtsäußerung des so genannten Verfassungsschutzes, es gebe Zweifel daran, dass er jederzeit für die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland eintreten werde. Dabei entsprechen alle Michael Csaszkoczy bei seiner Anhörung durch das Oberschulamt in Karlsruhe vorgeworfenen Aktivitäten dem Inhalt und antifaschistischen Geist des deutschen Grundgesetzes: Anmeldung von Demonstrationen gegen Neonazis und Angriffskriege, Reden bei Gedenkveranstaltungen und antifaschistischen Kundgebungen, Mitarbeit an einer historischen Dokumentation über eine Widerstandsgruppe gegen das NS-System und dergleichen mehr.
Die Abweisung des offenbar befähigten und als sehr gut beurteilten Lehrers Michael Csaszkoczy würde der Wiederaufnahme der berüchtigten Berufsverbote gleichkommen. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat diese frühere deutsche Praxis als Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verurteilt. Wir schließen uns den Protesten der GEW, der Grünen/Bündnis 90, der VVN-BdA und zahlreicher weiterer Organisationen, Gruppen und Personen gegen das drohende Berufsverbot an.
Bitte, sehr geehrte Frau Ministerin, weisen Sie die Vorwürfe des Verfassungsschutzes als gegenstandslos zurück und stimmen Sie der Einstellung von Michael Csaszkoczy in den Schuldienst zu.
Mit freundlichen Grüßen
Robert Bickard