Die Welt, 14.03.2006
Linksextremer Lehrer darf nicht unterrichten
Karlsruhe/Heppenheim - Ein als linksextrem eingestufter Lehrer aus Heidelberg darf auch künftig weder in Baden-Württemberg noch in Hessen unterrichten. Das Verwaltungsgericht Karlsruhe hat die Klage des Lehramtsanwärters Michael Csaszkóczy abgewiesen. Gründe für die Entscheidung nannte die Justizbehörde nicht. Während die Kultusministerien beider Länder das Urteil begrüßten, kritisierten Studenten- und Lehrerverbände die Entscheidung als nicht nachvollziehbares Berufsverbot.
Die Bewerbung des Mannes war im August 2004 von der Schulbehörde und dem baden-württembergischen Kultusministerium abgelehnt worden, weil der Realschulpädagoge laut Verfassungsschutz seit Jahren einer antifaschistischen Gruppe in Heidelberg angehört. Diese Initiative sei gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung eingestellt.
Auch Hessen hatte den Realschulpädagogen trotz seiner fachlichen Eignung abgelehnt. Nach Informationen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) berief sich das Schulamt Bergstraße/Odenwald in Heppenheim einzig auf den Umstand, daß die Antifa-Gruppe vom Verfassungsschutz beobachtet worden sei. "Im Prozeß ist ganz deutlich geworden, daß ihm nie ein persönliches Fehlverhalten angelastet worden ist", sagte die hessische GEW- izevorsitzende Carmen Ludwig. Nach ihrer Einschätzung sei Csaszkóczy mit seinem Engagement gegen Rassismus und Neo-Nazis sogar für die Werte der Verfassung eingetreten. Die GEW werde Csaszkóczy in seinem Kampf um die Einstellung in den Schuldienst weiter unterstützen, kündigte Ludwig an. Der 35jährige hatte bereits am Freitag angekündigt, er lege bei einer Abweisung Berufung ein. Hessens Kultusstaatssekretär Joachim Jacobi wertete das Urteil als klare Bestätigung. "Wer das Grundgesetz nicht achtet, hat in der Schule nichts verloren", sagte er. "Der Staat hat die Aufgabe, Kinder und Jugendliche vor verfassungsfeindlichem Gedankengut - ob von links oder rechts – zu schützen." dpa