http://unimut.fsk.uni-heidelberg.de/unimut/aktuell/1093543226
Berufsverbot in Heidelberg
Schavan hält die Schulen sauber (26.08.2004)
Die Chefbeterin und Kultusministerin Annette Schavan hat gesprochen:
Michael Csaszkóczy darf (jedenfalls in Baden-Württemberg) nicht als
Realschullehrer arbeiten. Damit ist der offizielle Teil des
[1]Berufsverbotsverfahrens gegen den Heidelberger Aktivisten zunächst
vorbei. In einer [2]Pressemitteilung lässt die Ministerin erklären,
Michael müsse aus der Realschule ferngehalten werden, "um Kinder und
Jugendliche vor jeder möglichen extremistischen Beeinflussung zu
schützen". Erhebet die Herzen.
[3]"Der Geist weht, wo er will". Diesen Titel eines der
naiv-frömmlerischen Werke der Ministerin sollte mensch wohl nicht zu
ernst nehmen, denn ganz offensichtlich legt sie großen Wert auf
Linientreue schon im Geiste: Es braucht noch nicht mal ein Kopftuch,
um für ihre Schulen untragbar zu sein. Was nämlich konkrete Handlungen
angeht, ob nun in der Schule oder vor ihren die Kinder und
Jugendlichen so zuverlässig schützenden Toren, liegt gegen Michael
nichts vor, und so kommt auch nichts dergleichen in der Begründung des
Berufsverbots zur Sprache. Relevant ist einzig und allein, dass
Michael öffentlich als Antifaschist aufgetreten ist und mithin wohl
sein Geist in den falschen Gefilden wandert.
[4]"Leben aus Gottes Kraft" heißt ein anderes Werk, das die Ministerin
neben ihrer aufreibenden Regierungstätigkeit herauszugeben die Zeit
hatte. Möglicherweise würde sie dies nun Michael empfehlen -- doch der
will seinen Lebensunterhalt nach wie vor als Lehrer bestreiten. In
einem Interview mit der Zeitschrift [5]konkret (Motto: Lesen, was
andere nicht wissen wollen) hatte er schon vor einem Monat erklärt,
die "Frage, ob die BRD mit der Wiederbelebung der Berufsverbote
durchkommt" sei "weniger eine juristische als eine politische." Und so
setzt das [6]Solidaritätskommittee gegen das Berufsverbot seine Arbeit
fort; bereits vormerken kann mensch sich die [7]Demonstration am
23.10..
In diesem politischen Kampf wird das Solidaritätskommittee durchaus
nicht nur von den üblichen Verdächtigen unterstützt. So hat der Chef
der [8]GEW von Baden-Württemberg, Rainer Dahlem, das Verfahren als
"unerträglich und erschreckend" bezeichnet, sogar die sonst eifrig mit
schwarz-grünen Koalitionen liebäugelnde Theresia Bauer findet, mensch
solle Michael doch "an seinen Taten" messen. Darunter versteht sie
allerdings, ihn erstmal einzustellen und dann rauszukoffern, wenn er
sich als unbequem erweist. Das ist eben die grüne Form von
Meinungsfreiheit.
Michaels Einschätzung, die Wiederauferstehung der Berufsverbote sei
nur politisch und nicht juristisch zu verhindern, ist sicher richtig
-- Menschen, denen so elementare Rechte wie das der freien Meinung am
Herzen liegen, sollten hier also nicht zusehen.
References
1. http://unimut.fsk.uni-heidelberg.de/unimut/aktuell/1076529371
2.
http://www.baden-wuerttemberg.de/sixcms/detail.php?id=59492&template=4_1_pressemit_detail
3.
http://www.buecher.de/verteiler.asp?Publica_ID=KNO-18363017151740137211&zz=4387&artikelnummer=000001246606&site=artikel.asp
4.
http://www.buecher.de/verteiler.asp?Publica_ID=KNO-18363017151740137211&zz=2216&artikelnummer=000001390235&site=artikel.asp
5. http://www.konkret-verlage.de/kvv/kvv.php
6. http://www.gegen-berufsverbote.de/
7. http://www.gegen-berufsverbote.de/index.php?section=demo
8. http://unimut.fsk.uni-heidelberg.de/unimut/abkuerz/nojs?wort=GEW
9. http://unimut.fsk.uni-heidelberg.de/unimut/aktuell/1093543226