Der Lehrer, der zu linksradikal war Michael Csaszkoczy wollte Realschullehrer werden - doch Baden-Württemberg verweigert ihm die Einstellung Er wollte Lehrer werden - doch der Staat will ihn nicht. Vergangenes Jahr hatte sich Michael Csaszkoczy um einen Lehrerjob im Raum Heidelberg beworben. Am Donnerstag hat das baden-württembergische Kultusministerium ihm die Einstellung als Realschullehrer verwehrt: "wegen Zweifeln an seiner Verfassungstreue". Zum Verhängnis wird dem 34-Jährigen jetzt seine Mitgliedschaft bei der Antifaschistischen Initiative Heidelberg (AIHD), einem nach eigenen Angaben "linksradikalen Bündnis" von Anarchos, KommunistInnen, SozialistInnen und anderen. In ihrem Grundsatzpapier zeigen sich die Antifas überzeugt, dass sich auf parlamentarischem Wege nichts Grundlegendes an den Machtstrukturen dieser Gesellschaft ändern lasse. Und: "Militanz, die sich durch angemessene Zielgerichtetheit, permanente Selbstreflexion, konsequente Abwägung und hohes Verantwortungsbewusstsein der Agierenden auszeichnet, betrachten wir als legitimes Mittel im Kampf um Befreiung." Diese Passagen und die Tatsache, dass sich der Beamtenanwärter von ihnen vor dem Karlsruher Oberschulamt nicht pauschal distanzieren wollte, genügten Kultusministerin Annette Schavan (CDU) offenbar, um die AIHD als "extremistische Gruppierung" einzustufen. Wer aber Mitglied einer solchen ist, "sich darin aktiv gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung stellt und Militanz als angemessenes Mittel der Auseinandersetzung ansieht, kann nicht als Lehrer in öffentlichen Schulen wirken", begründete sie ihre Ablehnung. Mit diesem Schritt hat Baden-Württemberg als erstes Bundesland seit den 70er-Jahren wieder ein Berufsverbot gegen einen Lehrer wegen politischer Betätigung verhängt. Tatsächlich hat der Staat Michael Csaszkoczy wohl schon seit längerem im Visier. Seit 1989 ist der angehende Lehrer, der sich selbst als Kommunist bezeichnet, politisch aktiv. Jugendlichen erklärte er Heidelbergs Geschichte im Faschismus. Er demonstrierte für den Erhalt eines autonomen Zentrums und gegen Nazis. Eine kapitalismuskritische Rede von ihm, auf einer Gedenkveranstaltung gehalten, wurde vom Staatsschutz registriert - wie sein sonstiges Engagement auch: Von 1992 bis 2002 beobachtete ihn der Verfassungsschutz. Auch die Polizei ermittelte mehrfach gegen ihn - jedes Mal erfolglos. Csaszkoczy selbst zeigt sich erstaunt über den Rummel um seine Person. "So krisengebeutelt ist der Kapitalismus doch nicht, dass er sich von einer lokalen faschistischen Initiative bedroht fühlen muss", sagte er in einem Interview. Zurzeit ist er in Urlaub, die Ablehnung wurde ihm von Freunden per E-Mail zugestellt. " INES KURSCHAT taz Nr. 7447 vom 28.8.2004, Seite 12, 89 Portrait INES KURSCHAT ::::::::::::::::::::::::::::::::::: Anmerkung: Das Interview, das die taz zu zitieren vorgibt, hat Michael Csaszkóczy der Zeitschrift KONKRET gegeben. In KONKRET 10/2004 wird dazu klargestellt: In Konkret 8/04 hat der von einem Berufsverbot bedrohte angehende Realschullehrer Michael Csaszkóczy seinen Fall geschildert. Ende August hat nun das baden-württembergische Kultusministerium mitgeteilt, daß Csaszkóczy wegen seiner Mitgliedschaft in der Antifaschistischen Initiative Heidelberg keine Anstellung als Lehrer erhält. Die "Taz", die am 28. August über den Vorfall informiert, zitiert, ohne Angabe der Quelle, aus Csaszkóczys KONKRET-Interview: "So krisengebeutelt ist der Kapitalismus doch nicht, dass er sich von einer lokalen faschistischen Initiative bedroht fühlen muß". Das hat schon was: Das Gegenteil von dem zitieren, was in der Quelle steht und trotzdem recht behalten - von einer faschistischen Initiative würde sich das baden-württembergische Kultusministerium ja tatsächlich nicht bedroht fühlen.