Stuttgarter Zeitung, 27.03.2006
Proteste gegen Berufsverbot
KARLSRUHE (lsw). Nach dem
Berufsverbot gegen einen als linksextrem eingestuften Lehrer aus
Heidelberg hat die GEW erneut den Einspruch der Landesregierung
gefordert. "Eine stabile Demokratie muss Kritik und unbequeme
Lehrerinnen und Lehrer aushalten - und das tut sie auch", sagte
der baden-württembergische Vorsitzende der Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft (GEW), Rainer Dahlem, am Samstag in
Karlsruhe auf einer Demonstration gegen Berufsverbote.
Das
Verwaltungsgericht Karlsruhe hatte Mitte März eine Klage des
35-jährigen Mannes abgewiesen, weil der Realschulpädagoge
laut Verfassungsschutz und nach eigener Aussage einer
antifaschistischen Gruppe in Heidelberg angehört. Diese
Initiative wird vom Verfassungsschutz als gegen die
freiheitlich-demokratische Grundordnung gerichtet eingestuft. Das
Gericht folgte damit den Entscheidungen des baden-württembergischen
und hessischen Kultusministeriums.
"Entscheidend für
Einstellung und Entlassung in den Schuldienst kann nur das konkrete
Verhalten bei der Ausübung der beruflichen Tätigkeit sein",
sagte Dahlem vor rund 450 Demonstranten. Niemand zweifle an der
fachlichen Kompetenz oder halte dem 35-Jährigen auch nur
ansatzweise eine Beeinflussung seiner Schüler vor. Zudem hätten
auch Lehrer das Recht zu einer politischen Arbeit. "Ein Lehrer,
der sich offen gegen Krieg und Faschismus bekennt, ist mir tausendmal
lieber als jemand, der zu allem Ja und Amen sagt", erklärte
Dahlem. Antifaschistische Initiativen werden im Südwesten und in
Hessen vom Verfassungsschutz beobachtet.