Mannheimer Morgen, 15. März 2007
Mannheim. Nach der Ablehnung für den Schuldienst in Baden-Württemberg und Hessen hat ein politisch aktiver Lehrer heute vor dem Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Mannheim einen Teilerfolg errungen. Die zuständige Behörde habe Michael Csaszkóczy wegen Zweifeln an seiner Verfassungstreue zu Unrecht die Einstellung verweigert, teilte der VGH am Mittwoch mit. "Gleichwohl liegen derzeit die rechtlichen Voraussetzungen für eine Verpflichtung des Landes zur Übernahme des Klägers in das Beamtenverhältnis nicht vor." Das Land müsse jedoch erneut über die Bewerbung entscheiden. Csaszkóczy engagiert sich in einer als linksextrem eingestuften Antifaschistischen Initiative. dpa
Von Steffen Mack
Menschen, die Kinder unterrichten, sollten besondere Anforderungen erfüllen. Es ist nichts dagegen zu sagen, wenn der Staat ihre Verfassungstreue überprüft. Andernfalls könnte auch die NPD Lehrer stellen. Den Antifaschisten Michael Csaszkoczy indes haben, wie nun der baden-württembergische Verwaltungsgerichtshof entschied, die Behörden zu kritisch beäugt.
Genau genommen haben sie gar nicht richtig hingeschaut. Der 36-Jährige sieht vielleicht so aus, wie man sich Steine werfende Autonome vorstellt. Aber bei näherer Betrachtung macht er keinen gewaltverherrlichenden Eindruck. Csaszkoczys Engagement in der Jugendkultur - für einen angehenden Lehrer nicht unerheblich - wurde von Heidelberger Honoratioren wie der einstigen Oberbürgermeisterin Beate Weber gewürdigt. Doch das hatten die Kultusbeamten ebenso wenig im Blick wie sein untadeliges Referendariat. Ihre Aufmerksamkeit erregte vielmehr Csaszkoczys vom Verfassungsschutz minutiös aufgeführte Teilnahme an Protesten gegen Rechtsradikale. Diese "Sündenliste" haben die Mannheimer Richter lächelnd zerrissen.
So bleiben einige verquaste Antifa-Formulierungen, von denen sich Csaszkoczy nicht distanzieren will. Seine Meinung, in der Gesellschaft herrsche "rassistische, sexistische und antisemitische Unterdrückung", muss man nicht teilen. Aber solange er solche Thesen nicht im Unterricht vorträgt, seien sie ihm gegönnt. Zum Prototyp des kritischen Lehrers (so seine Unterstützer) taugt er freilich nur bedingt.