Mannheimer Morgen
14. Juli 2007
Von unserem Redaktionsmitglied Steffen Mack
Karlsruhe/Heidelberg. Fast zwei Stunden haben sie mit ihm gesprochen. Im Karlsruher Regierungspräsidium saß Michael Csaszkoczy gestern erneut einer Kommission gegenüber, die seine Eignung für den Schuldienst prüfen soll. Seit über fünf Jahren versucht der Heidelberger vergeblich, in Baden-Württemberg oder in Hessen unterrichten zu dürfen. Dies wurde dem Antifa-Aktivisten wegen Zweifeln an seiner Verfassungstreue bisher stets verwehrt.
Ob sich das so schnell ändert, ist fraglich. "Die Atmosphäre war sehr frostig", erzählt Csaszkoczy nach dem nicht-öffentlichen Gespräch. Man sei mit ihm erneut ausführlich die problematischen Punkte durchgegangen: seine Mitgliedschaft in vom Verfassungsschutz zum Teil als linksextrem eingestuften Gruppen sowie seine Einstellung zur Gewalt. Die Heidelberger Antifa bezeichnet Militanz unter gewissen Bedingungen "als legitimes Mittel im Kampf um Befreiung". Csaszkoczy will diesen Satz besonders auf die Widerstandskämpfer im Dritten Reich gemünzt wissen. Für sich selbst lehnt er Gewalt ausdrücklich ab.
"Ich persönlich habe Angst vor körperlichen Auseinandersetzungen", rief Csaszkoczy, als der Verwaltungsgerichtshof (VGH) vor vier Monaten sein Berufungsverfahren gegen das baden-württembergische Kultusministerium verhandelte. Die Mannheimer Richter zeigten sich verständnisvoll. Eine vom Verfassungsschutz aufgestellte "Sündenliste" Csaszkoczys mit Teilnahmen an diversen linken Kundgebungen warfen sie milde lächelnd in den Papierkorb und wiesen das Oberschulamt an, den Bewerber genauer anzuschauen.
Doch das ist nach Csaszkoczys Auffassung auch jetzt kaum geschehen. "Die Kommission hat so getan, als habe es das VGH-Urteil nie gegeben." So sei es wieder vor allem um sein Verhältnis zur Gewalt gegangen. Sein soziales Engagement etwa, von Heidelberger Honorationen wie der früheren Oberbürgermeisterin Beate Weber gelobt, habe keine Rolle gespielt. "Es war offensichtlich, dass die von mir eine umfangreiche Distanzierung von den Antifa-Aussagen wollten", sagt Csaszkoczy. Dazu ist er nach wie vor nicht bereit.
Spätestens zum Ferienende am 9. September soll der verhinderte Realschullehrer mitgeteilt bekommen, ob er künftig Deutsch, Geschichte und Kunst unterrichten darf. Eine Prognose will er einstweilen nicht wagen. Immerhin müsse sich das Stuttgarter Kultusministerium ja mit dem Urteil aus Mannheim auseinandersetzen.
In drei Wochen steht für Csaszkoczy eine weitere Verhandlung an. Das Verwaltungsgericht Darmstadt wird prüfen, warum er eine bereits zugesagte Lehrerstelle in Heppenheim nicht antreten durfte. Sowohl in Hessen als auch in Baden-Württemberg will der 36-Jährige weiter klagen. "Es geht doch längst nicht mehr um mich", meint er. Sondern darum, wie es der Staat heute noch mit Berufsverboten halte.