Erster Schultag für „linken Lehrer” in Eberbach /
Rektorin duldet keinen Rummel
Von dpa-Korrespondentin Julia Ranniko
Eberbach. Die Fragen nach dem „linken”
Lehrer kann Regine Sattler-Streitberg nicht mehr hören. „Ich will
einfach in Ruhe hier anfangen”, sagt die Leiterin der Realschule in
Eberbach bei Heidelberg gestern ein wenig genervt. „Es muss für ihn Normalität
geben, aber auch für uns.” Normalität – danach hat sich der
Realschullehrer Michael Csaszkóczy in den vergangenen Jahren gesehnt. Der 37-Jährige
musste sich erst durch die Gerichtsinstanzen kämpfen, um eine Stelle in seinem Beruf zu bekommen. Heute ist nun sein erster Schultag als Pädagoge in Eberbach.
Rummel um den neuen Kollegen will Sattler-Streitberg
jedoch nicht dulden: „Das blocke ich ab, auf dem Schulhof und in der
Schule habe ich Hausrecht.” Erst hatte Csaszkóczy das Angebot
erhalten, als Lehrer für Geschichte, Deutsch und Kunst an der
Realschule zu arbeiten. „Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat lange versucht,
sich zu sträuben”, kritisiert der Pädagoge. Jetzt muss alles ruckzuck gehen,
auch gestern – dem ersten Tag nach den Sommerferien im Südwesten – ist er noch
mit Formalien wie etwa dem Gesundheitszeugnis beschäftigt.
Sattler-Streitberg kennt den Lehrer seit seinem
Referendariat, sie war damals seine Mentorin. „Ich habe sehr
vergnügliche Stunden mit ihm in den Lehrproben erlebt, seine
Leistungen waren gut.” Für sie und das Kollegium sei es daher „ein ganz normaler
Vorgang”, dass Csaszkóczy an ihrer Schule mit den rund 600 Schülern
anfange. „Wir sind da wenig aufgeregt.” Bei ersten Konferenzen
am Freitag sei der 37-Jährige herzlich aufgenommen worden. „Für mich ist es
außerdem in keiner Weise ein Problem, welch Geistes Kind er ist.
Das würde ich auch bei anderen Kollegen nicht eruieren.” Ihr komme
es auf kollegiales Verhalten und gute Arbeit an – genau wie Csaszkóczy
selbst, wie er betont. „Ich will nicht mehr diesen Ausnahmestatus haben. Mir geht es
darum, möglichst guten Unterricht zu machen und einen ganz
normalen Schulalltag zu haben.”
Der Lehrer wird zunächst in ein Angestelltenverhältnis
übernommen, hat aber „eine sichere Perspektive auf Verbeamtung”, so
das Kultusministerium. Dennoch: Der Ärger über das Land und vor allem das
Regierungspräsidium Karlsruhe bleibt. „Nach drei, vier Jahren permanenter Verletzung
von Grund- und Menschenrechten habe ich kein Wort des Bedauerns gehört”, moniert
der 37-Jährige. In der „Antifaschistischen Initiative Heidelberg” will er sich
auch künftig engagieren: „Ich habe keinen Anlass, das nicht zu tun.”