'metall' 10/2004
Der Heidelberger Michael Csaszkócy darf nicht Lehrer sein
Berufsverbot für Antifaschisten
Nach 20 Jahren gibt es in Baden-Württemberg wieder einen Berufsverbots-Fall. Dem Heidelberger Realschullehrer Michael Csaszkóczy wurde von Kultusminsterin Annette Schavan (CDU) die Einstellung in den Schuldienst verweigert. Grund: Er arbeitet in der Antifaschistischen Initiative Heidelberg mit. "Es ist unerträglich und erschreckend, dass dieses undemokratische und diskriminierende Mittel aus den 70-er Jahren jetzt in Baden-Württemberg wieder angewendet wird“, sagte Rainer Dahlem, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg.
Michael Csaszkóczy war in den Jahren 2001 und 2002 Referendar an der Heidelberger Theodor-Heuss-Realschule. Im Sommer 2003 legte er sein zweites Staatsexamen mit der Note 1,8 ab. Seine Einstellung war ursprünglich zum 1. Februar 2004 vorgesehen. Das zuständige Oberschulamt Karlsruhe teilte ihm im Dezember 2003 jedoch mit, dass Zweifel daran bestün-den, „ob er Gewähr dafür biete, jederzeit für die freiheitlich demokratische Grundordnung einzutreten“. Csaszkóczy führte als Student Jugendliche durch das Heidelberg der Nationalsozialisten, machte sich für den Erhalt des Autonomen Zentrums stark und unterstützte Demonstrationen für bedrohte Flüchtlinge.
„Wir brauchen gerade in unseren Schulen Lehrkräfte, die sich für demokratische Werte und Ideen einsetzen. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, dass Csaszkóczy in seinem Referendariat gegen seine politische Neutralitätspflicht verstoßen hat“, sagte Rainer Dahlem. Michael Csaszkóczy selbst sagt, die Erkenntnisse des Verfassungsschutzes seien „denkbar banal“. Unter anderem war er als Autor an einer Doku-mentation über eine Widerstandsgruppe im Nationalsozialismus beteiligt. Csaszkóczy: „Für einen Geschichtslehrer scheint das eine besonders schlimme Verfehlung zu sein.“
Infos: www.berufsverbote.de