Junge Welt, 29.04.2009

33000 Euro Schadenersatz für Berufsverbot

Landgericht Karlsruhe: Baden-Württemberg muß Lehrer Wiedergutmachung für Verdienstausfall zahlen

Von Jana Frielinghaus
 

Michael Csaszkóczy hat viele Jahre um seine Rechte gekämpft – und am Ende auf ganzer Linie gewonnen. Am Dienstag entschied das Landgericht Karlsruhe, daß das Land Baden-Württemberg wegen der um Jahre verspäteten Einstellung des Realschullehrers Schadenersatz zahlen muß. Für »die Dauer des verwaltungsrechtlichen Verfahrens« stünden ihm knapp 33000 Euro zu. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bezeichnete das Urteil als »schallende Ohrfeige für die Landesregierung«. Ein Sprecher des Stuttgarter Kultusministeriums sagte, man werde den Richterspruch prüfen und dann entscheiden, »ob wir Rechtsmittel einlegen«.

Csaszkóczy hatte auf 110000 Euro Schadenersatz geklagt. Das Gericht erklärte dazu, auch ohne die Auseinandersetzung hätte der Mann nicht unbedingt eine Vollzeitstelle angetreten. Er sei seit seiner Einstellung im Herbst 2007 auch teilzeitbeschäftigt. Der Pädagoge hatte sich bereits zum Februar 2004 für den Schuldienst beworben, war aber wegen Bedenken bezüglich seiner »Verfassungstreue« nicht eingestellt worden. Der ablehnende Bescheid der Schulbehörde war im März 2007 erst in zweiter Instanz vom Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg in Mannheim aufgehoben worden.

Das Solidaritätskomitee gegen Berufsverbote begrüßte das Urteil. Komiteesprecher Stefan Riedel verwies aber darauf, daß Hunderten Opfern der bundesdeutschen Berufsverbotspraxis der 1970er und 1980er Jahre weiter die Rehabilitierung oder gar eine Wiedergutmachung verweigert wird.

Die heutige Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU), damals Kultusministerin in Baden-Württemberg, hatte sich ausdrücklich hinter die Einstellungsverweigerung gestellt. Im September 2005 hatte auch das Land Hessen dem Lehrer eine bereits zugesagte Stelle verweigert. Der VGH hatte in seinem Urteil dagegen ausdrücklich Csaszkóczys Engagement in der Jugendarbeit gegen rechte Gewalt gewürdigt.