»Berufsverbot verletzt ein fundamentales Menschenrecht«
Unterschriftensammlung per Internet für einen Lehrer, der
nicht Lehrer sein darf. Demo in Karlsruhe geplant. Ein Gespräch
mit Carmen Hofmeister
Carmen Hofmeister ist Sprecherin des
Solidaritätskomitees gegen das Berufsverbot
F: Sie haben
die Kampagne »1000 Stimmen gegen Berufsverbote« ins Leben
gerufen, um gegen das Berufsverbot für den Heidelberger
Realschullehrer Michael Csaszkóczy zu protestieren. Dieser
wird aufgrund seines antifaschistischen Engagements bisher nicht in
den Schuldienst übernommen. Wie verläuft die Kampagne
bisher?
Wir sind selbst überrascht, wie schnell die
ersten 1000 Stimmen zusammengekommen sind. Wir haben diese Kampagne
ins Leben gerufen, um öffentlich zu machen, wie breit gefächert
die Solidarität mit Michael ist.
F: Wer hat die Kampagne
bisher unterstützt?
Dazu gehören u.a. Menschen, die
schon in den 70er Jahren die Berufsverbote miterlebt haben. Aber auch
Schülerinnen und Schüler, die nicht glauben können,
daß jemand wegen seines Eintretens gegen Faschismus, Rassismus
und deutsche Kriegseinsätze willkürlich staatlichen
Repressionen ausgesetzt wird.
F: Erhalten Sie auch
Unterstützung von Prominenten?
Natürlich. Etliche
Menschen, die in der Öffentlichkeit bekannt sind, haben sich
unserer Kampagne angeschlossen. Darunter Konstantin Wecker, Franz
Josef Degenhardt, Udo Lindenberg und Harry Rowohlt, aber auch Claudia
Roth und Sahra Wagenknecht. Es geht es aber nicht nur darum, daß
sogenannte Promis unsere Position teilen. Ganz besonders berührt
uns die Solidarität von Menschen wie Peter Gingold, Esther
Bejarano und Lorenz Knorr, die früher gegen den Faschismus
gekämpft haben und auch nach 1945 noch immer ihre Stimme und
ihre Erfahrungen einbringen.
F: Gab es auf Ihre Kampagne
Reaktionen aus den Kultus- und Innenministerien in Baden-Württemberg
und Hessen, die die Einstellung Csaszkóczys in den Schuldienst
verweigern?
Aus den Ministerien ist zur Zeit nichts zu hören.
Überhaupt scheinen die Beamten und politischen Funktionsträger
dort an keiner öffentlichen Auseinandersetzung interessiert zu
sein. Trotz mehrfacher Einladung war bisher nicht ein Regierungs-
oder Behördenvertreter bereit, sich bei einer Veranstaltung der
Öffentlichkeit zu stellen.
F: Wird es weitere
Aktivitäten gegen das Berufsverbot etwa von Claudia Roth oder
auch den Bundestagsabgeordneten der Linkspartei.PDS geben? Wird das
Thema ins Parlament eingebracht?
Wir hoffen natürlich,
daß das Thema Berufsverbot in den Parlamenten zur Sprache
gebracht wird. Es ist notwendig, klarzustellen, daß es sich
hier nicht um einen skurrilen Einzelfall handelt, sondern daß
in der BRD fundamentale Menschen- und Bürgerrechte bedroht sind
.
F: Welche weiteren Aktivitäten planen Sie?
Zunächst
einmal ist es wichtig, das Potential dieser Kampagne auszuschöpfen:
die 1000 Stimmen sind beisammen – also werden wir 10000 sammeln!
Und dazu werden wir selbstverständlich weiter
Öffentlichkeitsarbeit leisten, nicht nur in der BRD. Zudem
planen wir in Karlsruhe eine bundesweite Demonstration gegen das
Berufsverbot.
F: Was kann man tun, um Michael Csaszkóczy
zu unterstützen?
Aktuell: Die Kampagne »1000
Stimmen« läuft weiter. Darüber hinaus ist es wichtig,
alle verfügbaren Möglichkeiten zu nutzen, um auch
internationale Öffentlichkeit zu schaffen. Für unsere
Aktivitäten brauchen wir auch finanzielle Unterstützung.
Die Rote Hilfe hat ein Solidaritätskonto eingerichtet.
www.gegen-berufsverbote.de
Interview: Markus Bernhardt