Kein Berufsverbot für Michael Csaszkóczy
Schülerinnen aus Mosbach, Eberbach und Hirschhorn übergeben dem Kultusministerium ihre Unterschriftensammlung
Eberbach/Mosbach/Hirschhorn. Mit einer ungewöhnlichen Aktion haben vier Schülerinnen aus Mosbach, Eberbach und Hirschhorn versucht, beim baden-württembergischen Kultusministerium die Aufhebung des gegen den Realschullehrer Michael Csaszkóczy verhängten Berufsverbotes zu erwirken.
Baden-Württembergs Kultus-, Jugend- und Sportministerin Schavan hatte keine Zeit für die vier Schülerinnen, die sich am Montag, dem 2. August,von Mosbach, Eberbach und Hirschhorn aus auf den Weg nach Stuttgartgemacht hatten. Vielleicht lag es an dem, was sie mitgebracht haben: 560 Unterschriften, die das 'Solidaritätskomitee gegen das Berufsverbot (für Michael Csaszkóczy)' in den letzten Wochen sammelte, um der Forderung, Michael Csaszkóczy in den Schuldienst einzustellen, Nachdruck zu verleihen und gegen das Wiederaufleben des antidemokratischen undgrundrechtswidrigen Berufsverbots zu protestieren.
In Vertretung von Annette Schavan kam die zuständige Abteilungsleiterin Frömke zu den Jugendlichen in den Hof des Ministeriums. Naemi (16) übergab ihr das Unterschriftenpaket mit den Worten: "Wir hoffen, Sie würdigen unser Engagement für den betroffenen Lehrer und unseren Einsatz gegen das Berufsverbot im Allgemeinen." Der ebenfalls anwesende Ministeriumspressesprecher König zeigte sich überrascht vom politischen Engagement der jungen Leute, vor allem, weil sie sich in den Ferien um ein Thema, das Schule betrifft, kümmern. Lisa (17) erklärte dazu: "Ich finde es nicht fair, dass ein Lehrer, der wie wir vier und viele andere Schüler und Schülerinnen gegen Krieg und Faschismus protestiert und demonstriert, auf diese Art und Weise diskriminiert wird. Deutschland sollte mittlerweile gelernt haben, was es heißt, in einer Demokratie zu leben und dass auch Lehrer und Lehrerinnen in ihrer Freizeit das Recht auf freie Meinungsäußerung haben."
Nebenbei hatten die vier aktiven Mädchen die Gelegenheit, zu erfahren, wie mit den Freiheits- und Grundrechten, die im Gemeinschaftskundeunterricht vermittelt werden, in der Praxis umgegangen wird. Sie standen kaum zwei Minuten vor dem Ministeriumseingang, schon erschien die Polizei. Diese wurde offensichtlich vorab detailliert instruiert. Halbwegs nachvollziehbar war den Schülerinnen noch, innerhalb der "Bannmeile" ihr mitgebrachtes Transparent nicht zeigen zu dürfen. Unverständlich war ihnen jedoch, weshalb für eine Unterschriftenübergabe durch vier 15 bis 17jährige drei Einsatzfahrzeuge mit sechs Polizeibeamten aufgeboten werden. Erschrocken waren sie dann über die Datensammelwut: Auf Anweisung "von oben" (O-Ton Polizist) sollten sie nicht nur ihre Namen, sondern auch die Schulen, die sie besuchen, nennen.
Lara (15) macht sich Sorgen: "Ich glaube denen nicht, dass sie das wieder löschen. Über Micha haben sie ja auch ganz viel gespeichert." Im Rahmen des Berufsverbotsverfahrens gegen M. Csaszkóczy kam heraus, dass er seit 12 Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet wird.
Stefan Riedel